Standing Ovations beim Jubiläumsfestakt
Erstellt von Thomas Meier, MA am 15.09.2018
Der Landesfeuerwehrverband Steiermark veranstaltete vom 13. bis 15. September 2018 am Grundlsee (Ortsteil Gößl) das traditionelle „Taucherlager 1“ – eine koordinierte Weiterbildung für Feuerwehr-Einsatztaucher. Aus Anlass des 40-jährigen Bestehens dieser Aus- und Weiterbildungsschiene wurde am Freitag, dem 14. September 2018, am frühen Nachmittag zunächst ein Festakt im örtlichen Feuerwehrhaus abgehalten. Für sein Versprechen, dem Wasserdienst einen besonderen Stellenwert zu verleihen, wurde Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried mit Standing Ovations bedacht. Bei der danach stattfindenden Einsatzübung am See wurde der hohe Ausbildungsstand im Bereich Wasser- und Tauchdienst demonstriert. 32 Taucher und 12 Schiffsführer waren dabei. Sie löschten die „brennende“ MS Rudolf, retteten Passagiere vom Schiff sowie aus dem See – und versorgten zum Abschluss noch einen verunfallten Taucherkameraden. Und das alles in knapp einer Stunde. Zusammengesetzt aus Feuerwehr-Lehrtauchern, Personal für Logistik und Rettungskette, Schiffsführer für die Sicherungsboote und Kompressorwart waren in den letzten Tagen knapp 60 Personen in Gößl stationiert.
Das diesjährige „Taucherlager 1“ war für den Wasserdienst ein besonderes – feierte man doch das 40-jährige Bestehen dieser Fortbildungseinheit, die – bis auf wenige Ausnahmen – stets auf dem „steirischen Meer“, dem Grundlsee, abgehalten wurde. Aus Anlass des runden Jubiläums wurde im Feuerwehrhaus der FF Gößl ein Festakt gegeben, an dem zahlreiche Ehrengäste teilnahmen. An deren Spitze standen Landesfeuerwehrkommandant LBD Reinhard Leichtfried, Landesfeuerwehrkommandant-Stv. LBDS Erwin Grangl, Hofrat Mag. Harald Eitner, OBR Dir Heinz Hartl, OBR Gerhard Sampt, BR Reinhold Binder, BR Fritz Partl, Ehrenlandesbranddirektor-Stv. Gerhard Pötsch, ABI Werner Fischer sowie die Bürgermeister von Grundlsee und Altaussee, Franz Steinegger und Gerald Loitzl.
Moderiert wurde der Festakt von ABI d.F. Ing. Bernad Miklautsch, der auch die geschichtliche Entwicklung des Taucherlagers skizzierte und den Pionieren im Bereich Wasser- und Tauchdienst – wie z.B. EABI Edmund Zelinka, EBR d.F. Herbert Payer oder ABI Franz Roßmann – in seinen Worten zum Anlass Respekt, Dank und Anerkennung zollte.
Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried ging in seinen Ausführungen auf die Wichtigkeit des Miteinanders im Feuerwehrdienst ein: „Dass ‚Feuerwehr‘ Teamarbeit ist, das bringen wir schon unserem Nachwuchs bei der Feuerwehrjugend bei. Die Kübelspritze lässt sich nur zu zweit bedienen: Einer pumpt, der zweite hat das Strahlrohr in der Hand. Auch später, im Aktivstand, steht das Arbeiten als Team – und im Team – im Vordergrund. Ob im Löscheinsatz, im Atemschutzbereich, bei der Technischen Hilfeleistung – oder so, wie bei dieser Fortbildungsveranstaltung auch, beim Wasser- bzw. Tauchdienst. Das Zusammenspiel im Team ist in unseren Reihen das Um und Auf. Man muss sich im Ernstfall hundertprozentig auf den anderen verlassen können. Gerade im Tauchdienst, wo die Ausbildung besonders kräftezehrend und anspruchsvoll ist, über Jahre weg dauert – und wo mitunter in Trainingssituationen die psychischen und physischen Grenzen ausgelotet werden müssen. Denn die Fertigkeit eines Tauchers verlangt von ihm, ob bei Plus- oder Minusgraden, ob bei reinen oder trüben Gewässern, ob bei Tag oder Nacht, ob bei Wind und Wetter oder bei Sonnenschein, ob bei stehenden Gewässern oder gefährlichen Strömungen, ins sprichwörtlich kalte Wasser abzutauchen“.
Für sein klares Bekenntnis zum Wasser- bzw. Tauchdienst erhielt LBD Leichtfried während des Festakts Standing Ovations. „Nehmt mich bitte beim Wort: ein Versprechen von meinem Stellvertreter LBDS Erwin Grangl und mir ist, dem Wasser- und Tauchdienst wieder mehr Bedeutung geben. Wir werden das Sachgebiet wieder verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken und ihm wieder den Stellenwert geben, den es einmal hatte. In diesem Sinne – Danke für eure Arbeit, herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und auf eine gelungene Einsatzübung im Wasser“.
Auch Bürgermeister Franz Steinegger und Hofrat Mag. Harald Eitner gratulierten in ihren Grußadressen zum Jubiläum, unterstrichen die Notwendigkeit von Wasserwehren und Wasserdienst und wünschten der Ausbildungseinheit einen guten und unfallfreien Verlauf. Musikalisch wurde der Festakt von einem Bläserquartett der Musikkapelle Grundlsee umrahmt.
Einsatzübung
Bei der dem Festakt folgenden Einsatzübung wurde der gute Ausbildungsstand der Feuerwehrtaucher und Schiffsführer deutlich unter Beweis gestellt. Übungsannahme war ein Brand an Board des 1903 gebauten Motorfahrgastschiffes „Rudolf“, das zuletzt im Winter 2016/2017 generalsaniert wurde und – für 60 Personen zugelassen – seit Jahrzehnten auf dem Grundlsee für die Ausflug- bzw. Erlebnisschifffahrt im Einsatz steht.
Die Rudolf ist knapp 20 Meter lang, nicht ganz fünf Meter breit und wiegt etwas über 20 Tonnen und wurde bei dieser Fahrt von Kapitän Thomas „Tom“ Hönegger navigiert. „Mehrere Passagiere, mitunter durch das Feuer auch schwer verletzt, befinden sich auf dem Schiff – oder sind in Panik ins Wasser gesprungen“. So die dramatische Einsatzmeldung, die von den anwesenden Tauchern und Schiffsführern – mit Hilfe der Kräfte von der FF Gößl und auch vom Roten Kreuz abgearbeitet werden musste.
Neben der Brandbekämpfung stand die Rettung der Passagiere vom Schiff und aus dem See an erster Stelle. Die von den Einsatzkräften geretteten Personen wurden mit den eingesetzten Booten an Land gebracht und an das ÖRK zur weiteren Behandlung übergeben.
Parallel zum Übungsverlauf auf der „Rudolf“ wurden – nach Anforderung zur Hilfeleistung von der Tauchschule Grundlsee – auch Feuerwehr-Einsatztaucher in den Einsatz gebracht. Der Auftrag der Einsatztaucher war es, nach einem Taucherkameraden zu suchen, der nach seinem Tauchgang vermisst wurde. Der verunfallte Taucher wurde von den Feuerwehr-Einsatztauchern gefunden und gerettet, mit den Ressourcen des Wasserdienstes an Land gebracht, dort vom ÖRK-Notarztteam erstversorgt – ehe die Behandlung des verunfallten Tauchers in der mobilen Druckkammer des LFV Steiermark mit Taucherarzt Dr. Heiko Renner und dem Mitarbeiterteam der FWZS fortgeführt wurde.
Den Gesamteinsatz, der nicht ganz 60 Minuten dauerte, leitete OBI Matthias Köberl von der FF Gößl, Tauchdienst-Einsatzleiter war HBI Christian Fischer von der FF Altaussee. Moderiert wurde der Übungsablauf von ABI Franz Roßmann.
Bericht und Fotos: Thomas Meier, MA
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