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IDASSA 2007 - Großübung in Kroatien

Erstellt von ABI d.V. Michael Jost am 24.05.2007

Am Morgen des 18. Mai 2007 rückte die Feuerehreinheit aus Österreich, unterstützt durch eine Gruppe der Johanniter aus Wien, in einem Konvoi von 15 Fahrzeugen von Lebring (Stmk) ab. Der Mot-Marsch bewegte sich daraufhin - meist unter Polizeieskorte - über Slowenien und Kroatien ins rund 450 km vom Ausgangspunkt entfernte Biograd. Dort schlug CRAFT Austria (englische Bezeichnung für kombinierte Feuerwehr- und Rettungseinheit Österreich) in den späten Nachmittagsstunden auf einem Camping-Platz das Lager auf, von wo es die nächsten Tage völlig autark arbeiten wird und sich auch völlig selbstständig verpflegt.

TAG 1 :

Die internationale Übung IDASSA, bei der in Kroatien rund 500 Einsatzkräfte aus 20 Ländern gemeinsam die Bewältigung von Großschadensereignissen üben, ist für die österreichischen Kräfte gut angelaufen. Nach einem problemlosen Anmarsch in den Bereich von Biograd und einem Übungs- und Akklimatisationstag stehen die 53 Kräfte mit ihren 15 Fahrzeugen bereits in Alarmbereitschaft und warten auf ihren Einsatz bei einem Erdbebenszenario.

Unter dem Kommando des Grazer Oberbrandrates Ing. Heimo Krajnz marschierte ein Kontingent der österreichischen Feuerwehren aus insgesamt sechs Bundesländern, ergänzt um ein Sanitätselement der Johanniter Unfallhilfe, am vergangenen Samstag aus Lebring in Richtung Kroatien ab, wo derzeit eine internationale Katastrophenübung im Rahmen der Partnerschaft für den Frieden stattfindet.

Nach einem Marsch über rund 450 km wurde in Biograd auf einem Campingplatz das Lager aufgeschlagen, wobei sich die CRAFT Austria (englische Bezeichnung für "kombinierte Feuerwehr- und Rettungseinheit Österreich") völlig autark versorgt. Der gestrige Sonntag gab dann die Möglichkeit, sich zu akklimatisieren, sicherheitstechnische Fragen zu erörtern, vor allem aber gemeinsam für die bevorstehenden, schwierigen Aufgaben zu üben.

TAG 2 :

Erster Übungstag bei der internationalen Katastrophenübung in Kroatien und das vom Österreichischen Bundesfeuerwehrverband entsandte Kontingent hat sich gleich bestens bewährt - so lautet die Kurzbilanz des gestrigen Tages.

Dabei galt es, sowohl bei einem Erdbebenszenario Verschüttete zu orten und aus den Trümmern zu retten, wie auch einen Gefahrstoffeinsatz samt Brand in einem Tanklager zu meistern. Unter den kritischen Augen internationaler Beobachter haben die Österreicher dabei bewiesen, dass sie zu Recht einen ausgezeichneten Ruf in Feuerwehrkreisen haben.

Erwartet werden Aufgabenstellungen, wie sie sich nach einem Erdbeben, bei Bränden von Wasserfahrzeugen, aber auch bei Kontamination mit chemischen oder biologischen Stoffen ergeben können. Zur Zeit stehen die österreichischen Kräfte alarmbereit im Camp der CRAFT Austria, das Eintreffen eines Einsatzbefehles dürfte unmittelbar bevorstehen.

Am gestrigen Montag ging die Katastrophenschutzübung IDASSA 2007 im Raum Zadar - Biograd so richtig los - und das österreichische Kontingent (CRAFT Austria) kam im Zentrum des Geschehens zum Einsatz. Dabei wurde das Team geteilt und für zwei unterschiedliche Aufgaben in Marsch gesetzt.

Unter der Führung des Kontingentskommandanten OBR Ing. Heimo Krajnz galt es nördlich von Zadar nach einem Erdbeben zu helfen.

Sechs zerstörte Häuser, eines davon in Brand, stellten die Kräfte vor eine enorme Herausforderung. Um diese zu bewältigen kamen unter österreichischer Führung auch Kräfte aus Ungarn, Serbien und Bulgarien zum Einsatz.

Bestens koordiniert gelang es, rund 30 Personen aus den Trümmern zu holen, wobei auch Schallortungsinstrumente zur Vermisstensuche verwendet wurden. Die von der Übungsleitung eingebauten Schwierigkeiten stellten dabei ebenso gewaltige Anforderungen an die Kräfte wie die hohen Temperaturen. Die anderen Übungsteilnehmer waren unter dem Kommando des stellvertretenden Kontingentskommandanten BR Ing. Richard Feischl bei einem Gefahrstoffszenario im Tanklager des Hafens im Einsatz.

Dabei ging es um den Austritt von gefährlichen Stoffen aus Tankwägen, die in Brand geraten waren, gleichzeitig war die Menschenrettung aus dem kontaminierten Bereich durchzuführen. Auch hier bewährten sich die österreichischen Feuerwehrkräfte, wobei auch das Team der Johanniter Unfallhilfe zum Einsatz kam.

Zusammengewirkt wurde hier mit Kräften aus Bosnien und Schweden. Die beiden Einsatzleiter; Krajnz und Feischl, sind voll des Lobes über ihre "Mitstreiter": "Die Österreicher haben wieder einmal bewiesen, warum sie bei Katastropheneinsätzen so begehrte Helfer sind. Hohe Fachkompetenz und persönlicher Einsatz bis zur Erschöpfung waren die Garanten für die erfolgreiche Bewältigung der gestellten Aufgaben!".


TAG 3 :

Wie bereits Montag und Dienstag standen am Mittwoch, dem 23. Mai 2007, weitere Einsatzübungen auf der Tagesordnung, um einerseits die Zusammenarbeit zwischen aus verschiedenen Ländern stammenden Teams im Großschadensfall zu überprüfen und andererseits auch die entsprechenden Koordinierungsmaßnahmen seitens der Einsatzleitung auf lokaler und internationaler Basis in der Praxis zu testen.



Wohnhaus in Vollbrand:
Bereits kurz nach 09.00 Uhr morgens rückte ein Teil des Österreich-Kontingents neuerlich in das Erdbebengebiet der beiden Vortage aus. Dort wurden die Helfer aus Tirol und Salzburg mit einem in Vollbrand stehenden Gebäude konfrontiert.

Dabei wurde als Zusatzaufgabe auch ein Gasaustritt für möglich gehalten bzw. Personen als vermisst gemeldet. Zwei Atemschutztrupps nahmen dort einen Außen- bzw. einen darauf folgenden Innangriff vor, um die Flammen einzudämmen. Nach Anweisung der lokalen Übungsinstruktoren wurde im Anschluss daran auch noch ein Schaumangriff vorgenommen.

Beim folgenden Search-and-Rescue-Einsatz im Gebäudeinneren konnten insgesamt drei Personen lokalisiert werden, wobei eine lebend und zwei nur mehr tot ins Freie gebracht werden konnten. Dekontamination von

Personen mit Präsidentenbesuch: In der Zwischenzeit zu obigem Einsatz wurde die Dekontaminationseinheit mit den Feuerwehrleuten aus Niederösterreich sowie der unterstützenden Johanniter-Medical-Einheit aus Wien zu einem entsprechenden Einsatz im Hafengelände alarmiert.

Dort wurde von einem Unfall im Tanklager ausgegangen, bei dem es neben einem Großbrand auch zu einem Austritt des Gefahrstoffes Styrol gekommen war. Während Einheiten aus Rumänien die Brandbekämpfung übernommen hatten, war es die Aufgabe der Österreicher, die Verletzten nach der Erstversorgung durch die Johanniter aus dem Gefahrenbereich im Betriebsbereich zu retten. 21 als verletzt und vor allem als kontaminiert angenommene Personen mussten anschließend in der mit enormem Aufwand aufgebauten Dekontaminationsstrecke gereinigt und vom Gefahrstoff gesäubert werden.

Danach erfolgte die Übergabe der Übungsopfer an bereitstehende Rettungsteams. Im Zuge dieser Tätigkeiten hatte das österreichische Team die ausgezeichnete Möglichkeit, dem kroatischen Präsidenten, der sich auf Besichtigungstour im Übungsgebiet befand, die Maßnahmen bzw. die Ausstattung der österreichischen Feuerwehrleute vorzuführen bzw. zu erläutern.

Unfalleinsatz: Das zuvor beim Wohnhausbrand eingesetzte Feuerwehr-Team wurde in der Zwischenzeit neuerlich zu einem Menschenrettungseinsatz gerufen. Dabei galt es neuerlich, die Teamfähigkeit unter Beweis zu stellen. So führten die Österreicher die Arbeiten beim Verkehrsunfall soweit durch, dass die Mannschaft aus der Ukraine anschließend die Personenrettung vornehmen konnte. Eine ausgezeichnete Hilfestellung erfolgte dabei durch Polen. Diese Kräfte unterstützten die Österreicheinheit mit einem Quad mit Anhänger. So konnte die notwendigen Einsatzgeräte rasch über die mit Lkws unpassierbare Wegstrecke vom Fahrzeug bis zum direkten Unfallort transportiert werden.

Personenrettung und –bergung aus verunglücktem Zug: Die noch im Camp als Reserve wartende Einheit aus Kärnten wurde zu einem Zugsunglück im Bahnhofsgelände alarmiert. Während ein Personenwaggon auf den Gleisen stehen geblieben war, kam ein weiterer auf der Seite liegend zu Stillstand. Gleiches galt für zwei mit Gefahrgut beladenen Kesselwaggons. Da den eintreffenden Feuerwehrleuten mitgeteilt werden konnte, dass außerhalb des Bereiches der Kesselwaggons keine Kontaminationen festzustellen seien, konnte unverzüglich die Personenrettung und –bergung in Angriff genommen werden.

Während sich diese Aufgabe beim am Gleis stehenden Waggon als noch recht einfach herausgestellt hatte, bedurfte es bei dem seitlichen Liegenden schon etwas mehr an Material-, Personal- und Kraftaufwand. Dennoch gelang des den Männern - teilweise mit hydraulischem Rettungsgerät einer ausländischer Feuerwehr unterstützt – die Verletzten und Toten über die nach oben ragenden Waggonfenster zu retten bzw. zu bergen und den bereitstehenden Rettungsdiensten zu übergeben.

Multifunktionalität bewiesen: Alle Übungsbeispiele konnten von der Craft-Austria zur Zufriedenheit der Übungsbeobachter bewerkstelligt werden, teilweise in kürzerer Zeit, als es vorgesehen gewesen wäre. Mit diesem Übungstag konnte Österreich neuerlich unter Beweis stellen, dass sie nicht nur sehr motivierte, sondern vor allem auch sehr multifunktionell einsetzbare Feuerwehrleute aufweisen kann. Es gelang auf diese Weise, das heimische Feuerwehrwesen auf internationaler Basis ausgezeichnet zu repräsentieren.

Vorschau auf Donnerstag: Am Donnerstag, dem 24. Mai, findet der sog. Demonstration-Day statt. Hier werden die Einheiten der eingesetzten Länder in geballter Weise zeigen, was sie können. Auf relativ kleinen Raum werden zahlreiche Übungen parallel nebeneinander ablaufen.

Text: OBR dV Mag. Hübel (BF Graz), Hermann Kollinger
Fotos : Hermann Kollinger